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Windkraft in Klinkrade

Es gibt Themen mit denen beschäftigt man sich sein ganzes Leben lang nicht, und plötzlich muss man sich mit ihnen beschäftigen, sie kommen zu einen wie die Jungfrau zum Kinde. Bei mir ist es das Thema Windenergie. Wenn ich auf meinen Feldern arbeite kann ich in einigen Kilometern Entfernung die Windkraftanlagen in Mannhagen / Bälau sehen, aber solche „Spargeldinger“ auf meinen eigenen Feldern? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Eine einzelne Anlage kostet mehrere Millionen Euro, für mich ist so etwas nicht finanzierbar, und welche andere Firma sollte es bei mir investieren wollen? Ich wurde eines besseren belehrt.

Im Herbst 2008 gab es weltweit eine plötzlich auftretende Finanzkrise, die Erzeugerpreise für landwirtschaftliche Produkte sanken innerhalb kurzer Zeit enorm, das Thema „Erneuerbare Energien“ kam nun in Mode als neue Einkommensquelle für landwirtschaftliche Betriebe. Ich hatte mich schon seit dem Umzug nach Kühsen damit beschäftigt, aber noch zu keinem konkreten Ergebnis gekommen. Ich hätte gerne in eine Biogasanlage investiert, aber alleine konnte ich es nicht schaffen da mir die notwendige Gülle fehlt, und ich habe keine Mitstreiter gefunden, alle rechneten mit Protesten gegen ein solches Projekt und befürchteten Auseinandersetzungen mit Bürgerinitiativen. Ich konnte mich mit meiner Meinung nicht durchsetzen: eine Biogasanlage hat nur Sinn wenn neben dem Strom auch die Abwärme vermarktet werden kann, und dieses kann nur an die Menschen in der näheren Umgebung geschehen, diese hätten durch billige Preise für Nahwärme profitiert. Die Biogasproduktion ist leider durch andere Dinge in Verruf geraten, „Vermaisung“ der Natur ist ein beliebtes Schlagwort. Mit Photovoltaik habe ich mich beschäftigt, der erzeugte Strom ist für mich zu teuer. Es ist zwar schön eine Vergütung dafür zu bekommen die über dem eigenen gezahlten Strompreis liegt, aber die Stromkosten müssen auf alle Verbraucher umgelegt werden, letzten Endes hätte ich auch höhere Strompreise zahlen müssen bloß weil ich selbst teuren Strom produziert hätte. Über das Thema Hackschnitzelanlage reden wir schon seit ein paar Jahren in Kühsen, und bis jetzt ist es nur beim Reden geblieben. Holz haben wir genug in den Buschkoppeln und Knicks, aber niemand nimmt das Heft in die Hand, jeder hat seine eigene Heizungsanlage, und so lange noch alles funktioniert ändert auch niemand etwas. Aber Windkraft? Dieses Thema ist erst in den Kommunen aufgekommen als das Land Schleswig-Holstein die Kommunen dazu aufgefordert hat geeignete Standorte zu melden.

Ich habe das Thema anfangs nicht ernst genommen, wir sind hier im Lauenburgischen zu weit von den Küsten entfernt wo der Wind viel stärker als bei uns weht, bei uns würde sich so etwas nicht lohnen. Aber da habe ich die Rechnung ohne die Windkraftfirmen gemacht. In jeder Gemeinde haben sich Firmen gemeldet und mögliche Flächen für Windenergie präsentiert, und das mit einer guten Wirtschaftlichkeit, da hat nun jede Gemeinde plötzlich Flächen für Windenergie gefunden und sie dem Kreis gemeldet. Und plötzlich sah es so aus als ob in jeder Gemeinde so ein Windpark wie in Mannhagen / Bälau entstehen könnte. Plötzlich beschäftigte sich jeder damit, die einen weil sie davon profitieren wollten, die anderen weil sie große Nachteile auf sich zukommen sahen.

Bei mir hatte sich Anfang Februar 2009 als erste Firma die Firma PROKON mit Sitz in Itzehoe gemeldet. Sie planten für das Gebiet Duvensee / Klinkrade die Errichtung eines Windparks, und als Landeigentümer wollten sie mich und die anderen Landeigentümer ebenfalls über deren Planung informieren. So haben wir uns ein paar Tage später beim Pferdegestüt Mein in Duvensee getroffen. Wie alle Vertreter konnte auch der junge Mann der Firma PROKON glänzend reden, und was er uns vorbrachte sah auch fantastisch aus. In Duvensee sollten 7 Anlagen und in Klinkrade 11 Anlagen mit jeweils 2 MW Leistung entstehen, meine Flächen in beiden Gemeinden waren betroffen, ich war somit der Hauptbetroffene. Aber was noch fantastischer waren die vorgelegten Zahlen. Damit jeder Landeigentümer im Windeignungsgebiet profitiert sollte ein Pool gebildet werden, die Standorte wo eine Anlage aufgebaut werden sollte hätten 20 % der Summe erhalten, über das gesamte Gebiet wären die restlichen 80 % des Geldes verteilt worden. Wir hatten unsere Bedenken als ob sich das wirklich rentieren würde, es kam die Mitteilung Voraussetzung ist eine Windgeschwindigkeit von 6 Metern pro Sekunde, und in diesem Gebiet wurden mindestens 6,3 m/sec gemessen. Und dann die garantierten Pachtzahlungen, mindestens 1.500 Euro pro Hektar, das kann ich niemals aus der Landwirtschaft erwirtschaften, und es würde nicht viel Fläche benötigt werden, die restliche Fläche könnte ich selbstverständlich weiter bewirtschaften.

Die Informationsveranstaltung war für mich wie ein Sechser im Lotto, nur mit dem Haken dass ich nichts entscheiden konnte. Die Pläne der Gemeinden wurden von der Kreisverwaltung des Kreises Herzogtum Lauenburg geprüft, es gab viele verschiedene Kriterien, und die meisten Pläne mussten verworfen werden. Duvensee flog gleich ganz raus, und in Klinkrade wurde ein kleineres Gebiet akzeptiert, meine Fläche lag mittendrin im Gebiet. In Kühsen habe ich im Februar 2009 eine Gemeindevertretersitzung besucht, das gemeldete Gebiet war der Bereich der Freiweide mit einem Teil meiner kleinen Fläche in Niendorf. Es war schon ulkig, eine Gemeinde meldet eine Fläche an die in einem anderen Gemeindegebiet und sogar in einem anderen Amtsbezirk liegt, aber ich habe schon damals damit gerechnet dass die Pläne abgelehnt werden. In Nusse, im Bereich der Manau, soll ein Seeadler gesehen worden sein, im Umkreis von 3 km dürfen keine Windkraftanlagen aufgebaut werden, in Panten liegt meine Fläche zu nahe am Naturschutzgebiet, das war das Aus für meine übrigen Flächen. Nur meine Fläche in Klinkrade hat die erste Sichtung durch die Kreisbehörden überstanden. Bisschen komisch war es schon, ich arbeite in der Gegend, viele Tiere habe ich gesehen, Störche, Rehe, Wildschweine, Hasen und viele mehr, aber nie einen Seeadler, und deswegen wird die ganze Umgebung nicht für die Nutzung von Windkraft zugelassen. Im gesamten Amtsbezirk Sandesneben-Nusse wurde neben einer Erweiterung des Windparks in Schiphorst nur die kleine Fläche von ca. 41 ha in Klinkrade zugelassen – ein strenges Auswahlverfahren.

Jetzt stürzten sich viele Windkraftfirmen auf die Fläche in Klinkrade, ich war der Hauptbetroffene mit gut einem Drittel Anteil an der Eignungsfläche. Von insgesamt acht Firmen habe ich Pachtangebote erhalten, eines besser als das andere, und jeder hätte es am liebsten gesehen wenn ich sofort unterschrieben hätte. Jeder bekam ein persönliches Gespräch, einige kamen mit verbesserten Angeboten wieder, aber nur einer konnte den Zuschlag erhalten. Im Frühjahr 2009 haben wir Landeigentümer uns einige Male im Landgasthof Pein in Klinkrade getroffen um über die Lage zu beraten. Die anderen hatten genauso wenig Ahnung von Windkraft wie ich, und wir waren uns einig dass wir nur gemeinsam handeln wollten, und nur im Einklang mit der Gemeinde Klinkrade. Wichtig war dass jeder das gleiche Angebot erhält und keiner übervorteilt wird. Die Verträge mussten geprüft und besprochen werden, da durfte es keine Abweichungen geben. Es stand noch die Entscheidung der Gemeinde Klinkrade aus, und der Bürgermeister hatte es nicht für nötig gehalten die Einwohner der Gemeinde zu informieren. Er war der Meinung dass die Fläche bei einer nächsten Sichtung wieder rausfliegen würde, und dann hätte er die Menschen unnötig verrückt gemacht. Aber das Eignungsgebiet überstand weitere Sichtungen und konnte vom Kreis an das Land Schleswig-Holstein gemeldet werden.

Dieses wiederum rief die Gegner von Windkraftanlagen auf den Plan. Und die größten Gegner sind die eigenen Berufskollegen die sich übergangen fühlen. In Klinkrade hat Reinhard Hansen den größten Widerstand organisiert, damit hat keiner gerechnet. Ihm hatte früher meine Fläche in Klinkrade gehört bis er sie meinem Verwandten verkauft hat, von meinem Verwandten habe ich die Koppel in einem Flurbereinigungsverfahren ordnungsgemäß eingetauscht. Herr Hansen hatte ein Vorkaufsrecht worauf er jedoch verzichtet hat. Hätte er sein Recht ausgeübt hätte er nun mit am Verhandlungstisch gesessen. Ihm hatte früher auch die angrenzende Fläche gehört, hätte er seine Flächen nicht verkauft hätte ihm über die Hälfte des Windeignungsgebietes gehört. In diesem Fall wäre er ein gemachter Mann gewesen und wäre der glühendste Verehrer der Windkraft gewesen. So kochte der Neid in ihm hoch, und er wurde der größte Gegner. In der Maschinenhalle von seinem Sohn Timo hielten die Gegner vor der Ernte 2009 eine Versammlung ab. Von dieser Veranstaltung berichtet der Möllner Markt am 23.07.2009:

Mit was für Lügen hier gearbeitet wurde ist unvorstellbar. „Rund 500 Meter vom Ortsmittelpunkt entfernt“ sollen die Anlagen in die Höhe ragen. Tatsächlich lautet die Forderung, die Anlagen sollen fünfmal die Länge der Anlage vom Ortsrand entfernt stehen, bei einer geplanten Anlagenhöhe von 150 Metern macht das einen Abstand von 750 Meter vom Ortsrand. Für eine Anlagenhöhe über 150 Meter müsste eine Genehmigung der Flugsicherung eingeholt werden, und da der Flughafen Lübeck-Blankensee nicht so weit von Klinkrade entfernt liegt wäre eine Genehmigung nicht sehr wahrscheinlich. Und selbst wenn die Anlagen 210 Meter hoch sein dürften, fünf mal 210 Meter ergeben einen Mindestabstand von 1.050 Meter vom Ortsrand.
Von einem „maßstabstreuen Modell“ der Gemeinde Klinkrade ist die Rede – mit einer Kirchturmspitze wo Klinkrade gar keine Kirche hat. Wenn man auch einen maßstabsgetreuen Abstand der Windkraftanlagen zum Ort gewählt hätte, dann müssten die weißen Spargeldinger außerhalb der Halle stehen – der Effekt wäre längst nicht mehr derselbe wie vorgestellt.
„Makler bescheinigen den Anlagen negative Auswirkungen auf die Immobilienpreise der benachbarten Häuser. Wertminderungen bis zu 40 Prozent seien zu befürchten“. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Es ist generell so dass auf dem Lande die Immobilienpreise niedriger sind als in der Stadt. Hier in Kühsen hat ein Bekannter mit seiner Familie ein neues Haus gebaut, die Ehe zerbrach, er wollte das Haus wieder verkaufen. Seine Vorstellungen lagen bei 250.000 Euro, der Makler ermittelte einen Verkaufswert von 170.000 Euro, eine Differenz über 30 Prozent, und das ohne Windkraftanlage. Die Auswirkungen der Windkraft auf die Immobilienpreise kann gar nicht verallgemeinert werden. Durch mehr Gewerbe in den Gemeinden werden mehr Arbeitsplätze geschaffen, die Steuereinnahmen erhöhen sich, die Gemeinde kann mehr Projekte finanzieren, eigentlich müsste der Lebensstandard steigen und somit auch die Immobilienpreise. Jedenfalls in meiner alten Heimat Siek ist das so.
„Die Störche werden vertrieben“, was für ein Quatsch. Die Störche haben ihr Nest inmitten des Ortes, es gibt keine Hinweise darauf dass sie von den Anlagen vertrieben werden. Es gibt viele Fotos wo Störche in der Nähe der Anlagen nach Nahrung suchen.
Der „nicht hörbare Ultraschall“ berge eine Gefahr für die Menschen. Wieder eine Behauptung ohne Beweis. Lärm kann man hören und macht krank, das stimmt. Aber etwas was man nicht hören kann? Es gibt keine Beweise dafür, so etwas ist nicht glaubwürdig.
„Über verschiedene Beteiligungsmodelle werde Bürgern, die in Windkraft investierten, hohe Zinserträge versprochen, die kaum zu realisieren seien. Das Risiko Anleihen zu verlieren sei aber groß“. Hier reden wir über die Firma PROKON. Damals, im Februar 2009, hatte ich Beteiligungsangebote mit einer Verzinsung von 8 Prozent erhalten, und heute, im Februar 2012, schaltet PROKON immer noch die gleichen Werbespots im Fernsehen, mit einer Verzinsung von 8 Prozent. Alles nur leere Versprechen? Die Einnahmen einer Betreibergesellschaft eines Windparks sind durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) für 20 Jahre garantiert, die Gesellschaften müssen jedes Jahr Bilanzen vorlegen, das Risiko Anleihen zu verlieren ist überschaubar. Alles nur pure Panikmache.
„Die Versprechen der Windkraftwerksbetreiber auf hohe Gewerbesteuereinnahmen für die Gemeinden“ wird kritisiert. In Schleswig-Holstein gibt es seit über 20 Jahren Windkraftanlagen die Gewinne erwirtschaften und für die Gewerbesteuer abgeführt werden muss. Da sollte es genügend Erfahrungswerte geben wieviel Ertrag eine neue Anlage erwirtschaftet, und wie hoch das Steueraufkommen ausfallen dürfte. Eine genaue Vorhersage wieviel Wind im Jahr weht gibt es nicht, aber bis auf ein paar Prozent können die Experten den voraussichtlichen Ertrag schätzen. Das Problem in Deutschland ist das komplizierte Steuerrecht, die Gewerbesteuer ist eine kommunale Steuer, um die Firmen anzulocken wird gerne einige Jahre auf die Erhebung dieser Steuer verzichtet, und hinterher heißt es dann die Firmen würden keine Gewerbesteuer bezahlen, die Firmen sind dann die Schuldigen. Ich kann nur wieder als Beispiel Siek angeben, dieser Gemeinde geht es durch Gewerbesteuereinnahmen blendend.

Die Einschätzung von Bürgermeister Bruhns ist richtig, die Veranstaltung hat das Thema nur einseitig beleuchtet. Aber hier wird das fatale Fehlverhalten vom Bürgermeister deutlich: Warum hat er die Bürger nicht vorher darüber informiert, so wie wir Landeigentümer darüber informiert worden sind? Worum ging es denn überhaupt? Es ging doch nur darum die Gegend zu prüfen ob die Gegend für Windkraft tauglich ist oder nicht. Dass wir als Landeigentümer dafür sein würden wusste er, und die Gegner der Windkraft hat er nicht informiert. Er hat das Thema ebenfalls nur einseitig beleuchtet, und das haben die Gegner auch gemacht. Wenigstens die Sache mit der Abstandsregelung hätte er den Einwohnern von Klinkrade verdeutlichen sollen, dann hätten sie den Quatsch mit den „500 Meter vom Ortsmittelpunkt“ nicht geglaubt. Durch die fehlende Information der Einwohner haben die Gegner bewusste Fehlinformationen eingesetzt, und die Einwohner haben diesen Fehlinformationen geglaubt, und glauben diesen Fehlinformationen auch heute noch. Ich kann die Einwohner von Klinkrade verstehen, die Anlagen hätten das Erscheinungsbild der Gemeinde entscheidend verändert, ich hätte in meiner Gemeinde auch Informationen darüber verlangt. In meinen Augen hätte man einen runden Tisch bilden sollen mit Befürwortern und Kritiker der Windenergie, und man hätte sich die geplanten Anlagen in Natura ansehen sollen, dann hätte man das Für und Wider besser abschätzen können. Einige Einwendungen sind auch berechtigt gewesen. Es hat niemand die Absicht gehabt eine Anlage mit „Disko-Effekt“ zu planen. Ich war mit meinen Eltern Ende Oktober 2009 im Brandenburger Raum zum Geburtstag, und gegen Mitternacht auf der Rückfahrt an der Autobahn habe ich diesen „Disko-Effekt“ gesehen – das ging gar nicht. Die Gemeinde Klinkrade hat im September 2009 eine Informationsveranstaltung durchgeführt, aber die Lage hat sich nicht beruhigt, eher noch verschärft. Folgende Artikel waren am 22.01.2010 in den Lübecker Nachrichten zu lesen:



Der Bürgerentscheid am 28.02.2010 ist für die Windpark-Befürworter negativ ausgefallen:
(Artikel Lübecker Nachrichten 02.03.2010)



133 Stimmen dafür, 177 Stimmen dagegen, leider ist das Ergebnis so ausgefallen. In Bälau, wo es schon lange Windkraftanlagen gibt, haben die Wähler denkbar knapp mit einer Stimme Mehrheit dafür gestimmt. So ganz verkehrt kann die Windkraft dann doch nicht sein. Eigentlich ist ein Bürgerentscheid für 2 Jahre bindend. Aber wie im Artikel zu lesen waren die Bürgerentscheide nicht notwendig. Das Land Schleswig-Holstein wollte einen neuen Runderlass beschließen und neue Abstände festlegen. Hätte der Mindestabstand 1.000 Meter betragen, auf meiner Fläche hätte trotzdem eine Anlage aufgebaut werden können, wie das folgende Bild veranschaulicht:



Meine Koppel ist grün eingezeichnet mit blauer Umrandung, und der Abstand vom letzten Haus in Klinkrade bis Mitte der Koppel beträgt über 1.000 Meter. Die Abstandsauflage hätte ich immer einhalten können. Aber solange das Land Schleswig-Holstein sich nicht geäußert hat ist von unserer Seite nichts mehr passiert, es wusste ja niemand was kommen würde. Und am 15.08.2011, fast eineinhalb Jahre später, hat das Land die vorläufigen Gebiete für die Ausweisung der Windeignungsflächen bekannt gegeben, und die Fläche in Klinkrade war dabei, trotz negativen Bürgerentscheids. Ich war verblüfft. Folgender Artikel war am 20.08.2011 in den Lübecker Nachrichten zu lesen:



Und im Möllner Markt war am gleichen Tag folgender Artikel zu finden:



Was war jetzt zu tun? Die Ernte ist für mich Hauptarbeitszeit, ebenso die nachfolgende Herbstaussaat, da habe ich keine Zeit (und auch keine Lust) mich um das Thema Windkraft zu kümmern. Wenn Stellungnahmen abgegeben werden sollen, bis zum 15. November war nur noch Zeit. Aber wenn jetzt die Fläche in Klinkrade in der neuen Landesplanung aufgenommen worden ist, dann spricht das doch für uns. Prompt haben sich wieder zwei Firmen bei mir gemeldet die mich zur Vertragsunterzeichnung drängen wollten. Ich habe einfach abgewartet was die Gemeinde Klinkrade dazu sagt, schließlich war es eine neue und unerwartete Situation. Und wieder hat sich das Schicksal gewendet, anders als man es gedacht hat. Der folgende Artikel erschien im Möllner Markt am 05.10.2011:



Die Gemeinde hatte erst am 22. September vom Innenministerium erfahren dass die Fläche in Klinkrade eigentlich gestrichen ist, sei aber wegen eines redaktionellen Fehlers noch im Plan verzeichnet, und könnte ein positiver Entscheid zur Windkraft vorgelegt werden sei die Fläche wieder im Plan verzeichnet. Ich bin am 29. September über die Situation unterrichtet worden, man wolle einen Bürgerwindpark gründen, und dafür waren in der Kürze der Zeit wieder einige Termine notwendig. Ich fand die Lösung, einen neuen Bürgerentscheid anzustreben, die beste Lösung. Auch die Gemeindevertretung in Klinkrade war fast einstimmig dafür, nur einer war dagegen, Reinhard Hansen. Ein neuer Bürgerentscheid hieß ja nicht dass die Gemeindevertreter alle für Windkraft waren, es hieß ja nur dass die Bürger entscheiden sollten, diese blöde Situation, zuerst ein Ja vom Land, dann ein Nein, schließlich ein Ja bei einem positiven Entscheid, diese Situation war nicht tragbar. Die Lübecker Nachrichten berichteten am 10.11.2011 wie folgt:



Und der Möllner Markt schrieb am 12.11.2011:



Wir Landeigentümer haben vor dem Bürgerentscheid mit der Gemeinde Klinkrade einen Optionsvertrag unterzeichnet, dieser besagt ja nur dass wir uns bei einen geplanten Bürgerwindpark beteiligen und keinen Vertrag bei einer anderen Windkraftfirma unterzeichnen, jedenfalls solange der Vertrag läuft, nämlich 5 Jahre. Einige Gemeindevertreter wie Detlef Grot haben großartige Arbeit geleistet, aber wieder umsonst, die Abstimmung ging wieder verloren.

Wahlberechtigte: 491
Abgegebene Stimmen: 377 (76,8 %)

Davon stimmten
ungültig: 1 (0,3 %)
mit "Ja": 136 (35,8 %)
mit "Nein": 241 (63,9 %)

Das erste Ergebnis lautete 133 Ja-Stimmen zu 177 Nein-Stimmen, es haben zwar 3 Leute mehr mit Ja gestimmt, aber auch 54 Leute mehr mit Nein. Es ist faktisch das Ende aller Bestrebungen in Klinkrade einen Bürgerwindpark zu errichten. Wie konnte es dazu kommen? Nach der Katastrophe in Fukushima am 11. März 2011 haben doch alle großen Parteien für die Energiewende plädiert, die Bundesregierung hat sogar die umstrittene Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke zurück genommen und setzt sich auch für erneuerbare Energien ein. Im September 2011 haben die vier großen Parteien im Lauenburgischen Kreistag (CDU, SPD, FDP, Grüne) eine gemeinsame Erklärung für die Förderung der erneuerbaren Energien abgegeben. Und wo sind die Parteien wenn man sie braucht? Sie lassen einen im Stich, die Gegenstimmen nehmen deutlich mehr zu. Alle sind sie für die Energiewende, aber nicht vor der eigenen Haustür. Für einen Befürworter von Windkraft klingt das nur wie Hohn und Spott. Selbst die Grünen haben sich von den Machenschaften der Gegenwind-Bewegung distanziert (Lübecker Nachrichten vom 22.07.2011):

Grüne zu „Gegenwind“: „Äpfel mit Birnen verglichen“
Kreisverband der Umweltpartei nimmt ausführlich Stellung zu den Thesen der Windenergiegegner.

Ratzeburg – In Zeiten der Energiewende in Deutschland nach der Atomkatastrophe im japanischen Fukushima wird auch im Kreis Herzogtum Lauenburg engagiert über Wege alternativer Energieerzeugung diskutiert. Der LN-Bericht über die Kontra-Windenergiehaltung des Vorsitzenden Frank Jurkat des Gegenwind-Landesverbandes hat Widerspruch bei den Kreis-Grünen hervorgerufen. Für die nachstehende Entgegnung zeichnet für den Grünen-Kreisverband Klaus Tormählen verantwortlich.

In den LN vom 26. Juni ist ein Interview mit dem Vorsitzenden des Landesverbandes Gegenwind, Frank Jurkat aus Schiphorst, Kreis Herzogtum Lauenburg, abgedruckt. Der Kreisverband von Bündnis 90/Die Grünen hat sich mit der Argumentation von Jurkat gründlich auseinandergesetzt. Holger Bartsch, Sprecher der Kreisgrünen sagt dazu: „Wir unterstützen die berechtigten Ansprüche der Bürger bei der Ausweisung von Windparks. Auf keinen Fall dürfen Schäden an der Gesundheit und Störungen im Wohnumfeld in Betracht gezogen werden. Doch gerade deshalb bedarf es einer ernsthaften Prüfung und keiner generellen Anprangerung der Windkraft. Eine Beurteilung des Nutzens der Windkraft ist nicht über Allgemeinplätze wie Unfug zu bekommen. Dazu ist es unerlässlich in die Detailfragen zu gehen. Wenn man dies tut, kommt man unter dem Strich zu einem eindeutigen positiven Ergebnis.

Herr Jurkat hat dies in seinem Interview leider versäumt. Die nicht mit Fachargumenten hinterlegte Einschätzung, dass Windkraft sowohl ökonomisch als ökologisch unsinnig ist, ist unhaltbar.“ Die Grünen haben die Thesen zusammengefasst und eine Entgegnung dazugesetzt.

These 1: Windkraft ersetzt keine Kernenergie.

Antwort: Zurzeit wird die Hälfte des Strombedarfs in Schleswig-Holstein aus Windkraft gedeckt, etwa 40 Prozent des verbrauchten Stroms kommen aus Kohle-/Atomenergie, der Rest (zehn Prozent) aus Biogas, Erdgas, Müllverbrennung sowie Photovoltaik. Aktuell hat das Land noch große Überschüsse an Kohle- und Atomstrom. In Deutschland hatte Wind in 2010 einen Anteil von 6,2 Prozent am Bruttostromverbrauch, Atomstrom stand mit 22,4 Prozent zu Buche.

These 2: Wenn kein Wind bläst, gibt es keinen Windstrom.

Antwort: Da Schleswig Holstein aktuell einen Stromüberschuss hat, kann es problemlos die Spitzen und Tiefen des Windstroms mit Regelstrom unter anderem auch durch den Einsatz von Erdgaskraftwerken ausgleichen.

These 3: Windkraft wird in Zukunft keine Rolle spielen.

Antwort: Gerade Wind wird die hervorragende Rolle spielen. Durch einen Zubau von Windanlagen und mit Wegfall der Atomkraftwerke wird es auch in Zukunft keine Engpässe in der Stromversorgung geben. Im Gegenteil, der Anteil des Windstroms könnte sich mehr als verdreifachen, der Kohleanteil sollte auffällig zusammenschrumpfen, während Photovoltaik und Biogas leichte Zuwächse erhalten. Durch einen Ausbau der Speichertechniken lässt sich der überschüssige Windstrom für den Ausgleich von Windlücken sinnvoll verwenden.

These 4: Bürgerwindparks erreichen nicht die notwendige Beteiligung.

Antwort: 90 Prozent der Windparks in Nordfriesland sind Bürgerwindparks. Das Beispiel zeigt, dass solche Vorhaben möglich sind. Die Höhe der Bürgerbeteiligung ist eine Frage der Überzeugung und keine statische Vorgabe. Eine Anleitung zur Finanzierung findet sich auch im „Leitfaden Bürgerwindpark“
http://www.windcomm.de/Downloads/Leitfaeden/Leitfaden-Buergerwindpark.pdf

These 5: Windkraft ist ökologischer und ökonomischer Unfug.

Antwort: Aus ökologischer Sicht sind Kohle- und Atomkraft wegen der klimatischen beziehungsweise strahlenbedingten Schäden indiskutabel. Windenergie hat gegenüber Kohle ein riesiges CO2-Einsparpotential. Auch im Vergleich mit Atomenergie schneidet Wind in der CO2-Frage besser ab. Ob Windräder hässlicher sind als Strommasten oder andere technische Einrichtungen zur zentralen Stromversorgung, ist eine Abwägungssache. Das Land hat mit der Herausgabe von Leitlinien zur Berücksichtigung ökologischer Belange bei Windenergieplanungen schädlichen Auswirkungen einen Riegel vorgeschoben.

Bleiben noch Wasserkraft, Biogas und Photovoltaik. Die Anteile der letzten drei Komponenten sind begrenzt. Allein Photovoltaik könnte langfristig den Anteil erheblich steigern. Ökonomisch liegt Jurkat völlig daneben. Laut einer aktuellen Studie von Greenpeace hat Windstrom neben Wasserkraft die geringsten Gestehungskosten. Alle anderen, insbesondere auch Atom-, Kohle- und Gasstrom liegen weit höher.

Die Grünen Kreis Herzogtum Lauenburg fragen Gegenwind: „Wie soll denn ohne Windenergie der Strom der Zukunft fließen? Öl- und Erdgasvorkommen sind endlich. Wir müssen uns ernsthaft um die Versorgung der Zukunft Gedanken machen und handeln. Als Alternative zu Wind hat Jurkat nur Geothermie zu bieten. Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen. Mit Windenergie erzeugt man Strom, und bei den Erdbohrlöchern geht es um Wärme.“

Was soll man machen? Wie soll man den Leuten beibringen dass sie ihre Einstellung ändern müssen wenn sie keinen Atomstrom und keine Kohlekraftwerke haben wollen? In einem Bürgerwindpark haben die Bürger was zu sagen, und keine Konzerne. Irgendwie gelingt es nicht die Leute von den positiven Seiten der Windenergie zu überzeugen. Ein kleiner Trost bleibt mir: Reinhard Hansen ist vor einigen Tagen plötzlich und unerwartet im Alter von 62 Jahren verstorben. Jubeln will ich nicht, aber es heißt nicht umsonst „Die Rache ist mein, spricht der Herr“. Man muss auch gönnen können, lautet ein Sprichwort, und er ist an seinen Neid und seiner Missgunst zugrunde gegangen. Möge er in Frieden ruhen.